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Beobachtung und Abgrenzung
des anzusprechenden Waldteiles

Was zu tun ist

Für eine standortskundliche Ansprache ist es notwendig, dass wir uns klar werden, wie gross der Wald ist, den wir beurteilen wollen. Erfolgreich können wir nur Wälder ansprechen, in denen die standörtlichen Verhältnisse einheitlich sind. Wir müssen beispielsweise darauf achten, dass die Fläche nicht von einer trockenen Rippe in eine nasse Mulde reicht.

Gerade im subalpinen Fichtenwald, wo die Bäume in Rotten zusammenstehen, setzt sich der Wald aus einem Mosaik von waldfähigen und waldfeindlichen Kleinstandorten zusammen. Diese Kleinstandorte wiederholen sich regelmässig in mehr oder weniger kleinem Abstand. In diesem Falle sprechen wir von einem «Kleinstandortsmosaik». Ein solches Kleinstandortsmosaik lösen wir nicht in die einzelnen Kleinstandorte auf.

Ohne eine genaue Erkundung und Beobachtung unseres Waldteiles können wir keine Standortsansprache durchführen. Am Besten gelingt uns die Beobachtung, wenn wir in einem ersten Schritt sämtliche Ansprachehilfsmittel beiseite legen, und den Wald mit seiner ganzen Vielfalt wahrzunehmen versuchen.

Anzusprechender Waldteil: Baumholz mit Fichte und Tanne, 1500 m ü. M., West-Nordwest-exponiert; Gruonbachtal, Flüelen UR
Anzusprechender Waldteil:
Baumholz mit Fichte und
Tanne, 1500 m ü. M.,
West-Nordwest-exponiert;
Gruonbachtal, Flüelen UR

Beispiel Flüelen

Der Wald

Wir wollen den in der Abbildung zu sehenden Wald standortskundlich ansprechen: der Wald existiert und wurde anlässlich des Kurses der Gebirgswaldpflegegruppe im Sommer 1993 angesprochen.

 

 

 

 

Lage

Kartenausschnitt 1:25000
Kartenausschnitt 1:25000

Kanton Uri im Gruonbachtal über Flüelen auf einer Meereshöhe von etwa 1500 m ü.M. an einem W-NW-exponierten Hang.

Untergrund

Toniges, gut verwittertes Material (Flysch) mit einem mässigen Skelettanteil (ca. 50%, Blöcke der benachbarten Kalkschichten).

Boden

Profilansicht Schematischer Profilaufbau
Profilansicht: Mull,
Braunerde (schwach ausgebildet)
  Schematischer Profilaufbau

An der Bodenoberfläche wird die Nadelstreu relativ gut abgebaut, sie bildet nur auf leicht erhöhten Kleinstandorten grössere schwarz gefärbte, mehrjährige Auflagen.

Nach einer längeren Niederschlagsperiode ist der grau-braune Boden (Mineralerde) feucht, jedoch nicht nass. Vernässungsmerkmale wie Rostflecken oder Reduktionsfarben (blaugrau) sind nicht zu sehen. Auch in der Tiefe von 1 m ist der felsige Untergrund noch nicht erreicht.

Vegetation

Der Aspekt der Krautschicht wird durch grosse, «krautige» Pflanzen geprägt. Dazwischen sind kleine moosbedeckte Erhebungen auszumachen, die weniger «krautige», dafür mehr verholzte, «zwergstrauchige» Pflanzen zeigen.

Bestand

Der Baumbestand ist einschichtig und besteht aus Fichten (80%) und Tannen (20%). Wir sprechen ihn als starkes Baumholz an. Der Schlussgrad ist normal bis locker.

Rotten sind nicht erkennbar, hingegen ist eine schwache Ausbildung von Kleinkollektiven auszumachen. Laubbäume sind keine vorhanden; lediglich einige kleine, stark verbissene Vogelbeeren und Bergahorne finden sich in der Krautschicht.

Fichten- und Tannenverjüngung ist an erhöhten Stellen als Anwuchs vorhanden, jedoch gegenwärtig kaum entwicklungsfähig. Die Tannen sind stark verbissen. Lediglich einige Fichten auf grossen herumliegenden Blöcken sind etwas grösser.

Hangabwärts geschaut, wird die Fläche gegen links durch eine viel nässere Mulde mit weniger hohen Bäumen und einer «sumpfigen» Vegetation begrenzt. Gegen rechts wird der Hang steiler, die «krautige» Vegetation macht einem «grasigen» Aspekt platz. Der Wald ist lückiger und weniger wüchsig.

Nach unten wird der Hang flacher; hier sind grosse Felsblöcke abgelagert. Die «krautige» Vegetation wird spärlicher, hingegen sind die Blöcke mit dichten Moospolstern und Sträuchern bedeckt. Nach oben schliesst eine Blösse mit üppiger Schlagflora an.

Haben wir Baumbestand, Vegetation und Boden auf diese Art beobachtet und kennengelernt, so können wir uns zur Standortsansprache hinwenden.

 Vorgehensweise bei einer standortskundlichen Ansprache
 
-Beobachtung und Abgrenzung des anzusprechenden Waldteiles
 
-Übersichtskarte der Standortsregionen
 
-Ein Höhenstufenmodell
 
-Überprüfung Sonderwaldstandorte
 
-Ansprache der Hauptwaldstandorte mit Hilfe von Oekogrammen
 
-Überprüfung der Ansprache
 

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