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Ansprache der Hauptwaldstandorte
mit Hilfe von Oekogrammen

Was zu tun ist

Die Hauptwaldstandorte charakterisieren wir durch die beiden Achsen «sauer-basisch» und «nass-trocken». Tragen wir diese beiden Achsen gegeneinander auf, so entsteht ein Diagramm, das wir Oekogramm nennen. Die einzelnen Standortstypen werden nun als «Kästchen» in diesem Oekogramm eingetragen.

Über dem oberen Rand des Oekogrammes ist es zu trocken für das Baumwachstum; unter dem unteren Rand ist es zu nass. Die einzelnen Bereiche im Oekogramm können wir leicht mit den Zeigerpflanzen charakterisieren.
Beispiel eines Oekogramms mit den Bereichen der Zeigerpflanzengruppen
Beispiel eines Oekogramms mit den Bereichen der Zeigerpflanzengruppen

Wenn wir Oekogramme verwenden, dürfen wir folgendes nicht vergessen:

  • Oekogramme sind gutachtliche Modelle, bei denen die einzelnen Achsen nicht linear sind.
  • Aus den Oekogrammen kann lediglich die relative Stellung der einzelnen Standortstypen untereinander abgelesen werden. Wir dürfen nicht direkt auf bestimmte Bodenmerkmale, pH-Verhältnisse, mittlere Zeigerwerte etc. schliessen.
  • Auf der Achse «sauer-basisch» wird der «Basenreichtum» des Standortes angeben; darunter verstehen wir eine Synthese aus der Mächtigkeit der organischen Auflage, der Durchmischungstiefe des organischen Materials mit mineralischer Feinerde und dem Zustand der mineralischen Bodenhorizonte (Verwitterung und Basengehalt).
  • Die Achse entspricht nur näherungsweise einer pH-Skala, zumal nicht definiert ist, in welcher Tiefe der pH gemessen werden muss. Als «Hilfsgrössen» können im Oberboden die Humusform und im Wurzelraum die Bodenentwicklung beigezogen werden.

Gelingt es uns nun, die standörtlichen Verhältnisse des anzusprechenden Bestandes mit Hilfe der Zeigerpflanzen, der Bodenmerkmale und gesundem Menschenverstand im Oekogramm einzutragen, so können wir auf den Standortstyp schliessen. Dazu dienen uns Oekogramme, die mit den Bereichen der Standortstypen «geeicht» sind.

In Kapitel «Die Oekogramme der Hauptwaldstandorte» sind solche Oekogramme für jede Region und jede Höhenstufe zu finden.

Beispiel

Zur Beurteilung des Standortes verwenden wir das Oekogramm «hochmontan», Region 1. Bereits mit Hilfe unserer Beobachtungen können wir aussagen, dass wir uns sicherlich nicht im nassen und auch nicht im trockenen Bereich befinden.

Schauen wir, was uns einzelne Pflanzen anzeigen, und versuchen wir damit, den Bereich im Oekogramm zu umreissen, der unserem Standort am ehesten gerecht wird. Zu diesem Zweck nehmen wir die wichtigsten Arten unseres Waldes auf und gehen die Liste der Zeigerpflanzen durch:

Säurezeiger (alle Höhenstufen):

Heidelbeere
Vaccinium myrtillus
nur auf Kuppen
Rippenfarn
Blechnum spicant
nur auf Kuppen

 
Säurezeiger Nadelwälder:

Alpenlattich
Homogyne alpina
nur auf Kuppen

 
Säurezeigende Moose der Nadelwälder:

Etagenmoos
Hylcomium splendens
nur auf Kuppen

 
Säurezeiger hochmontan, Moder:

Rundblättriges Labkraut
Galium rotundifolium
Waldschwingel
Festuca altissima

 
Frischezeiger, «Mittlere Standorte»:

Berggoldnessel
Lamium galeobdolon ssp. montanum
Waldsegge
Carex sylvatica
Ährige Rapunzel
Phyteuma spicatum
Gelbes Bergveilchen
Viola biflora

 
Mittlere bis feuchte Verhältnisse, tonig-schwere Böden, submontan bis hochmontan:

Waldschlüsselblume
Primula elatior

 
Feuchtezeiger, Rohbodenzeiger, obermontan bis hochmontan:

Weisse Pestwurz
Petasites albus

 
Arten der Hochstaudenfluren:

Grauer Alpendost
Adenostyles alliariae
Alpenmilchlattich
Cicerbita alpina
Rundblättriger Steinbrech
Saxifraga rotundifolia

 
Wechselfeuchte- bzw. Wechseltrockenheitszeiger (basisch):

Buntreitgras
Calamagrostis varia
nur wenige Halme

Beurteilen wir zuerst die Achse «sauer-basisch»: Aus dem Fehlen von Kalkzeigern schliessen wir, dass wir den Standort nicht im rechten Teil des Ökogrammes eingliedern dürfen. Auch der linke Bereich trifft nicht zu, da starke Säurezeiger nur mit geringem Deckungswert auf leicht erhöhten Kleinstandorten vorhanden sind. Viele «Mittlere»-Arten und Moderzeiger weisen uns auf das Zentrum des Oekogrammes hin.

Auch auf der Achse «nass-dürr» können wir den Standort leicht eingliedern: Trockenheits- und starke Nässezeiger fehlen. Viele Arten zeigen uns «frische» Verhältnisse an. Einige charakterisieren den Standort als «frisch­feucht» bzw. «feucht». Unser Standort lässt sich somit irgendwo unterhalb der Mitte, jedoch oberhalb der Linie «feucht» eingliedern.

Die Humusform entspricht einem typischen schwach sauren Mull mit örtlichen Übergängen zu Moder. Die erkennbare bräunliche Farbe der Mineralerde zeigt eine Bodenentwicklung mit beginnender Gefügebildung und normaler Wasserdurchlässigkeit an. Damit zeigen auch das Wasser- und Nährstoffspeichervermögen mittlere Verhältnisse im Wurzelraum an. Eine Kalkgrenze liegt tiefer als 80 cm.

Wir können nun den Bereich im Oekogramm markieren, in dem sich unser Standort befindet (siehe oben). Wir sehen, dass dieser Bereich vor allem vom «typischen Hochstauden-Tannen-Fichtenwald (50)» beschrieben wird. Etwas wird noch der «Hochstauden-Tannen-Fichtenwald mit Pestwurz (50P)» tangiert.

 Vorgehensweise bei einer standortskundlichen Ansprache
 
-Beobachtung und Abgrenzung des anzusprechenden Waldteiles
 
-Übersichtskarte der Standortsregionen
 
-Ein Höhenstufenmodell
 
-Überprüfung Sonderwaldstandorte
 
-Ansprache der Hauptwaldstandorte mit Hilfe von Oekogrammen
 
-Überprüfung der Ansprache
 

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